Garfinkeleien

So gesehen, sind Erving Goffman und Fritz Teufel Kollegen, der eine ein solider Soziologe, der andere ein soziologisches Naturtalent. Alvin Gouldner (1971) hat diese Parallelen zwischen den Unruhen in der Gesellschaft, die Ende der 1960er-Jahre weltweit von Studenten und verschiedenen politischen Aktivisten getragen wurden, und den „Unruhen“ in der Soziologie, die von aktuellen theoretischen Strömungen wie dem Symbolischen Interaktionismus und der Ethnomethodologie verbreitet wurden, nachgezeichnet und reflektiert. Den soziologischen Beitrag Goffmans bezeichnet er als eine „rebellische Version, die die moderne Gesellschaft kritisiert“ (Gouldner 1971, S. 379), und die Ethnomethodologie mit ihren „Garfinkeleien“ (so Thomas Luckmann durchaus nicht in abwertendem Sinne) diskutiert er in einem Kapitel unter der Überschrift „Sociology as a Happening“. Es ist daher gut nachvollziehbar, dass die neuen, gegen den stählernen Begriffskäfig der Parsonsschen Theorie gerichteten Angebote der theoretischen Soziologie eine gewisse Faszination auf die damaligen Studierenden der Soziologie ausübten.

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BERGMANN, Jörg und Bruno HILDENBRAND, 2018. Rezeption des Symbolischen Interaktionismus und der Ethnomethodologie in der deutschsprachigen Soziologie. In: Stephan MOEBIUS und Andrea PLODER (Hrsg.), Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. S. 619–635. [Zugriff am: 19 August 2023]. ISBN 978-3-658-07613-9. doi , p. 621

Harol Garfinkel, Studies in Ethnomethodology, Englewood Cliffs 1967