Nummerierungsprinzip der Zettelnotizen

Mit der skizzierten Ablagetechnik in einem konstitutiven Zusammenhang steht das besondere Nummerierungssystem der Notizen. Um in der Un-Ordnung der Sammlung einen bestimmten Zettel wiederfinden zu können, wird jeder Zettel nach einem ganz bestimmten Prinzip mit einer Nummer versehen. Dieses Prinzip löst zugleich das Problem, wie dann neue Zettel in den Altbestand eingefügt werden können, ohne die ursprüngliche Bestandsnummerierung in Frage stellen zu müssen: Innerhalb der schon genannten Oberabteilungen nimmt Luhmann zunächst immer eine einfache Durchnummerierung in Abhängigkeit von dem Zeitpunkt des jeweiligen Eintrags vor. Die Nummer der Abteilung wird vor die eigentliche Durchnummerierung der Zettel gesetzt: Auf 1,1 folgt 1,2, darauf 1,3 usw.[8]

[8] In der ersten Sammlung erfolgt die Trennung zwischen der Abteilungsnummer und der fortlaufenden Nummer mittels eines Kommas, in der zweiten mittels eines Schrägstrichs (/).

Ein später erstellter Zettel, der einen einzelnen Aspekt, der auf Zettel 1 notiert ist, weiterverfolgt, wird mit der Nummer 1,1a versehen und zwischen den Zetteln 1,1 und 1,2 eingeschoben. Ein an diese Notiz wiederum monothematisch anschließender Zettel erhält die Nummer 1,1b; eine weitere thematische Verzweigung führt zur Zettelnummer 1,1a1 und einer Platzierung dieses Zettels zwischen 1,1a und 1,1b. Wie ersichtlich kann dieses Verfahren auf jeden eingeschobenen Zettel wieder angewendet werden. Um eine eindeutige Zuordnung der Zettel zueinander zu gewährleisten, notiert Luhmann dann in der Regel auf dem Ausgangszettel an den entsprechenden Verweisstellen mit roter Schrift durchlaufende Zahlen oder (bei weiteren Verweisen auf einem Zettel, auf den bereits verwiesen wurde) Kleinbuchstaben; diese Zahlen bzw. Buchstaben werden auch auf dem Folgezettel zusätzlich zu der eigentlichen Zettelnummer notiert (sog. Nahverweis).[9]

[9] Siehe z. B. ZK I Zettel 28,12c26. niklas-luhmann-archiv

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SCHMIDT, Johannes F. K., 2022. Niklas Luhmanns Zettelkasten: Herausforderungen einer Digitalen Edition. In: Martin ENDRESS und Stephan MOEBIUS (Hrsg.), Zyklos 6 [online]. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. S. 249–269. Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie. ISBN 978-3-658-34743-7. Verfügbar unter: springer