Der grundlegende Mangel des Constraint-Ansatzes besteht darin, daß das Wechselspiel zwischen Wahrnehmung, Kognition und Sprache unberücksichtigt bleibt. Das 'logische Problem' des Erfassens von Wortbedeutungen, wie es etwa von Quine dargestellt wurde, ist in dieser Form keineswegs ein psychologisches; denn es ist eben nicht völlig arbiträr oder eine bloße Frage von Konventionen, welche Kategorisierungen vorgenommen werden.
Kognitive Klassifikationen erfüllen verhaltensrelevante Funktionen wie z.B. die Ableitung von Eigenschaften eines Individuums aus Kategorienzugehörigkeiten. Die Bildung von Kategorien unterliegt dementsprechend bestimmten Regularitäten und steht bei natürlichen (Objekt-) Kategorien in Zusammenhang zu Strukturierungen in der wahrgenommenen Welt (vgl. z.B. Berlin & Kay, 1969; Rosch & Mervis, 1975).
,,Die begrifflichen Klassifizierungen erwachsen dem Gedächtnis im sensorisch-motorischen Umgang mit den aktiven oder passiven Eigenschaften von Dingen oder Lebewesen der Realität" (Klix, 1985, S. 100).
Konzepte sind abstrahierende und selektive Modelle der Wirklichkeit (Herrmann, 1979).
Man kann demnach keineswegs davon ausgehen, daß alle logisch möglichen Entitäten, Merkmale oder Kombinationen als Referenten für ein Wort kognitiv zur Verfiigung stehen.
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VORWERG, Constanze, 2001. Raumrelationen in Wahrnehmung und Sprache: Kategorisierungsprozesse bei der Benennung visueller Richtungsrelationen. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag. DUV Kognitionswissenschaft. ISBN 978-3-8244-4467-0.